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Nachrichtenfilme besser verkaufen zu können. Sie übernahmen das Movietone-System
von Theodor Case, das ebenso wie das von De Forest nicht mit separaten Platten,
sondern mit Ton direkt auf dem Film arbeitete, und gründeten dafür die Fox-Case
Corporation. Allerdings fehlte ihnen ein Verstärker. »In exchange for the right to use the
Western Electric device, Fox-Case cross-licensed its patents and became a licensee of
Vitaphone« (DOUGLAS GOMERY in: Ballo (Hrsg.) 1976: S.205). Am 30. April 1927 hatte
der erste Nachrichtenfilm mit Ton im »Roxy« in New York Premiere. Der Vier-Minuten-
Film zeigte Kadetten in West Point. Am 20. Mal präsentierte Fox nur wenige Stunden
nach Charles Lindberghs Start zu seinem berühmten Transatlantikflug das Ereignis im
Kino - mit Ton. Walt Disney schloß einen Exklusiv-Vertrag mit Powers Cinephone
Corporation; Mickey Mouse hatte am 18. 11. 1928 in »Steamboat Willie« sein Debut - es
war der erste Cartoon mit aufgenommener Musik (STANLEY 1978: S. 102).
2.2. Vermarktung der Technik
Nicht zufrieden mit der Entwicklung und insbesondere dem Exklusiv-Vertrag mit Warner
war allerdings der neue kaufmännische Leiter von Western Electric, John E. Otterson, der
vorher Präsident der Winchester Repeating Arms Company (!) war. Er war an schnelleren
Verkäufen des Sound-Equipments interessiert, und seiner Ansicht nach bemühte sich
Warner nicht genügend darum. Sein Ziel war es, die Kontrolle über Vitaphone zu
gewinnen, um dadurch mit den übrigen Studios direkt verhandeln zu können.
»To accomplish this he first initiated a harrasment campaign by raising prices on Vitaphone
equipment fourfold, pressuring for expansion, and demanding a greater share of revenues. By
December 1926, Otterson and Warner Brothers had broken off relations. Next he helped
organize a special Western Electric subsidiary called Electric Research Products, Inc. (ERPI), to
conduct the company's nontelephone business - over 90 percent of which concerned motion
picture sound equipment. Otterson then stepped in to become ERPI's president and general
manager« (DOUGLAs GOMERY in: Ballo (Hrsg.) 1976: S.203).
Jedoch gelang es Otterson damit nicht, die »walt-and-see«-Position der führenden
Studios zu beeinflussen. Im Februar 1927 schlossen Loew's (MGM), Universal, First
National, Paramount und Producers Distribution stattdessen eine Vereinbarung (Big Five
Agreement), sich noch nicht für ein System zu entscheiden und ein Komitee einzusetzen,
das die Frage prüfen sollte. Damit wollten sie verhindern, daß die Studios in
unterschiedliche, nicht kompatible Systeme investierten. Von den verschiedenen auf dem
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