
http://www.mediaculture-online.de
Studios gedreht, in denen die Geräusche kontrolliert werden konnten. Visuelle
Ausdrucksmittel und Bildgestaltung wurden zugunsten des Tons vernachlässigt. Die
ersten Mikrophone arbeiteten nicht selektiv; sie nahmen erbarmungslos alle Geräusche
auf. Die Dreharbeiten mußten deswegen in absoluter Stille erfolgen, und die Filmkamera
mit ihren lauten Arbeitsgeräuschen wurde in eine spezielle, isolierte Kabine verbannt.
»So imprisoned, the camera lost all its recently acquired mobility, and action was rigidly
restricted to playing areas within camera's range. The immobility of the microphone, moreover,
required the actor who was speaking to remain comparatively still if his speech was to be
recorded clearly; hence the scenes became even more static. The complete shifting of camera,
microphone, and electric apparatus, a time-taking procedure required for almost every >set-up<,
further limited the talkie medium« (JACOBS 1939: S.435)
12
.
Diese ästhetischen Rückschritte waren aber keineswegs das Entscheidende, denn
innerhalb weniger Jahre wurden die technischen Mängel überwunden. Wichtiger war der
zunehmende Einfluß der Finanzwelt auf Hollywood und die endgültige Etablierung der
Majors durch die Einführung des Tons.
2.4. Finanzwelt übernimmt Kontrolle
In den 20er Jahren entwickelten sich bereits die dominierenden Studios. Das Filmgeschäft
war mit immer höheren Investitionen verbunden. Zum einen versuchten viele Firmen ihre
Position abzusichern, indem sie in die verschiedenen Ebenen und insbesondere in riesige
Kinopaläste investierten. Zum anderen wurden die Produktionen selbst immer teurer.
Obwohl Studios enorme Gewinne erzielten, reichten sie nicht aus für die immensen
Investitionen. Daraus resultierte eine direkte Kontrolle der Filmwirtschaft durch Banker, die
den Firmen Kredite in Millionenhöhe zur Verfügung stellten. »New men from Wall Street,
educated in finance, became overseers of the motion picture business« (JACOBS 1939:
S.288). Eine Analyse der Investmentgesellschaft Halsey, Stuart & Co. kam 1927 zu dem
Schluß, daß die relativ junge Filmindustrie durch und durch »in line« mit den Methoden
industrieller Organisation und Technik und durchaus mit den etablierten Industrien
vergleichbar sei
13
.
12 Die Auseinandersetzungen und Veränderungen der Ästhetik im französischen Film behandelt: KLAUS
DIRSCHEL in: Gumbrecht/Pfeiffer (Hrsg.) 1988: S.377-391.
13 Im einzelnen heißt es in der Analyse: »And while it is still growing tremendously, its present development
is being achieved along lines closely paralleling the expansion of our great veteran industries. The
integration of manufacturing, wholesaling, and retailing is already well advanced. This condition is not
confined, as in some industries, to just one all-dortunating corporation, but at least a half-dozen of the
31