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Markt befindlichen Systemen kamen lediglich zwei in die engere Wahl: Movietone
(Western Electric) und Photophone (RCA).
»The committee's first choice was Photophone, but because RCA's chief David Sarnoff and
General Electric wanted to form a holding company with the producers, Photophone was
relected in favor of Movietone. The producers wanted no part of equipment manufacture,
preferring to remain exclusively in the entertainment business« (DOUGLAS GOMERY in: Ballo
(Hrsg.) 1976: S.206
11
.
Als Reaktion gründete RCA mit Radio-Keith-Orpheum (RKO) im Oktober 1928 ein
eigenes Studio, das sich ebenso wie Paramount, Warner, 20thCentury-Fox und MGM
vertikal konzentrierte, d.h. Kontrolle über Produktion, Vertrieb und Vorführung ausübte.
Anfang 1929 hatten die Majors den Übergang zum Ton a/jointfilesconvert/292222/bgeschlossen, die
Unabhängigen erreichten dies erst 1930. Im Januar 1930 installierte ERPI täglich neun
Anlagen. Wer sich die hohen Preise nicht leisten konnte, insbesondere im Süden und
Südwesten, schloß Verträge mit den anderen Tonsystemen wie RCA, Pacent, De Forest
oder einem der regionalen Anbieter. Spielten im Sommer 1930 noch 22 % der Theater
Stummfilme, so fiel die Quote 1932 auf 2,6 % und auf 0,5 % im Jahr 1933. Der Wechsel
zum Ton erfolgte also rasant.
2.3. Ästhetische Auswirkungen
Die Einführung des Tons hatte etliche Auswirkungen. Zunächst kam es zu massiven
Entlassungen von Musikern in den Kinos, denn für die Begleitung benötigte man nur noch
ein Orchester für die Tonaufnahme. Ebenfalls entfiel die Funktion der Zwischentitel-
Schreiber, und die Umstellung auf Ton führte zu einer erheblichen Reduzierung der Zahl
der Statisten, da man nicht mehr »on location«, sondern in kleinen Studios drehte.
Monumentalfilme mit Massenszenen verboten sich zunächst. Selbst die Produktion
veränderte sich, und Rückschritte der Ästhetik wurden deutlich wahrnehmbar. »Technique
lost its sophistication overnight and became primitive once more; every phase of the
movie medium reverted to its rudiments« UACOBS 1939: S.334). Die Produktion wurde
nämlich ganz den Bedürfnissen der äußerst unflexiblen Mikrophone unterworfen. Es
wurde sehr statisch aufgenommen. Der Regisseur konnte die Schauspieler nicht mehr
während der Aufnahme korrigieren. Es setzten sich bühnenmäßige Verfilmungen durch, in
11 Eine etwas andere Darstellung liefert Bilby in seiner Sarnoff-Biographie. Danach stand das Photophone-
Tonsystem zu dem Zeitpunkt der Entscheidung überhaupt nicht zur Wahl (BILBY 1986: S.93-95).
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