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weitere Pioniere vor und erwähnt die Tatsache, daß Hunderte von anderen Erfindern in
Vergessenheit geraten sind. Louis Aimé Augustin Le Prince arbeitete bereits 1888/89 mit
perforiertem Film, einem Malteserkreuz und Projektion. William FrieseGreene verwendete
1889 ebenfalls schon Zelluloid und informierte Edison darüber; er entwickelte zwischen
1889 und 1893 verschiedene Kameras und Projektoren. Jean Aimé Le Roy, ein
Amerikaner, führte schon am 22. Februar 1895 vor zahlendem Publikum ein Programm
mit Filmen vor, d.h. eine Woche vor Lumières erster geschlossener Vorführung (CERAM
O.J.: S. 141-145).
Attraktion bei diesen frühen Präsentationen waren in erster Linie die Apparate an sich und
weit weniger die Inhalte der gezeigten Filme, wie Heath bemerkt:
»The Grand Cafe programme is headed with the announcement of >Le Cinematographe< and
continues with its description: >this apparatus, invented by MM. Auguste und Louis Lumière,
permits the recording, by series of photographs, of all movements which have succeeded one
another over a glven perlod of time in front of the camera and the subsequent reproduction of
these movements by the projection of their images, life size, on a screen before entire
audience< [...]« (STFPHEN HEATH in: de Lauretis/Heath (Hrsg.) 1985: S. 1).
Dasselbe trifft für die Premiere von Edisons »Vitascope« bei Koster & Bials, einer der
populärsten Musikhallen New Yorks, am 23. April 1896 zu (A. R. FULTON in: Ballo (Hrsg.)
1976: S. 29).
1.3. Technik verliert ihre Attraktion
Das neue Medium Film war zunächst an traditionelle Orte, die »Vaudevilles«
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gebunden,
wo es eine Attraktion im Showprogramm bildete. Um einen 15-Minuten-Block zu füllen,
waren mindestens 10 Filme notwendig, da sie in der Frühphase auf ca. 50 feet Länge
beschränkt blieben, d.h. etwa eine Minute. Inhalte waren szenische Bilder,
Dokumentaraufnahmen, dramatische Zwischenfälle, Kunststücke, Späße und Tricks. Die
Filme wurden noch nicht nach dramatischen Aspekten geschnitten, sondern meist in der
Totale in einer einzigen Einstellung gedreht und ebenso vorgeführt. Knight meint zwar
erkannt zu haben, daß die Europäer wesentlich stärker reine Dokumentarfilme
produzierten, während die Amerikaner eher auf Sensationen aus waren (KNIGHT 1979:
7 Vaudeville entspricht bei uns dem Varieté, d.h. Theatern »mit bunt wechselndem Programm artistischer,
tänzerischer und gesanglicher Darbietungen ohne künstlerisch-literarischem Anspruch« (Duden Bd. 5
1982: S. 789). - Sehr ausführlich, allerdings ausgesprochen anekdotisch ist die Geschichte der
Vaudevilles nachzulesen bei: GREFN/LAURIE 1951; LAURIE 1953.
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