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das Einzelbild konzentrierte. Entsprechend intensiv war die Beeinflussung von Malerei
und Fotografie
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.
Beim Film kam es zur Zusammenführung dieser beiden Entwicklungen von
Mechanisierung und Serienproduktion, oder, um es radikaler auszudrücken: zur
Massenproduktion von Bildern. Voraussetzung dafür war eine Standardisierung, die die
Industrialisierung erst ermöglichte, weil dadurch einzelne Präzisionstelle identisch in Serie
produziert werden konnten. Entwickelt wurde dieses »American System« in der
amerikanischen Schußwaffenindustrie, die von der Armee große Aufträge für Gewehre
erhalten hatte.
»Such firms as the Colt Armory under the management of Ellsha Root, Robbins and Lawrence,
or North, Starr and Waters used milling tools to achieve an accuracy of within 1/32 of an inch for
their component parts. By 1851 the vernier caliper enabled accuracy of 1/1000 of an inch«
(JEANNE THOMAs ALLEN in: de Lauretis/Heath (Hrsg.) 1985: S.29).
Zwischen 1830 und 1850 verbreitete sich dieses Schema in weiteren Industriezweigen für
Präzisionsmaschinen (Uhren, Nähmaschinen usw.) und bildete eine Voraussetzung für
die Herstellung von Kameras (hierzu ausführlich VIRILIO 1986 und KITTLER 1986). Das
Moment der Serie ist beim Film und im Kino in verschiedenen Bereichen wiederzufinden.
Das beginnt bei der Serie von Bildern, geht über die Kameras aus der Serienproduktion
bis hin zu den Kopien eines Films, um ihn gleichzeitig an verschiedenen Orten
vorzuführen. Von Anfang an wurden erfolgreiche Filme auf mehrere Teile ausgedehnt
bzw. von der Konkurrenz imitiert.
Wichtig erscheint neben dem industriellen Hintergrund, daß der Film die zweite Kunst
nach dem Theater wurde - er hat lange darum kämpfen müssen, als solche anerkannt zu
werden - die nicht auf der Leistung einzelner Künstler, sondern auf der Zusammenarbeit
eines Teams basiert. Die Bedeutung der Beteiligten (Schauspieler, Regisseur,
Kameramann, Cutter, Produzent, Labor, Verleih, Kino usw.) und gleichzeitig die Dominanz
der verschiedenen Ebenen der Filmproduktion änderte sich im Laufe der Entwicklung.
Hinzu kommt das Moment der Bewegung, um den Unterschied zwischen Fotografie und
Film zu benennen. Die Zweidimensionalität des Bildes auf der Leinwand wird ergänzt
durch die Dimension der Zeit. Der Bewegung kommt im Zuge der Industrialisierung
5 Im Detail dazu Z. B.: STELZER 1978; PETERS 1979; zur seriellen Produktion von Kunst: BENJAMIN
1981: S. 10-44.
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