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den USA statt, da dort die Elektronisierung am weitesten entwickelt ist. Zentrale
Bedeutung bei der Vermarktung der Ware Spielfilm kommt den verschiedenen
Vertriebskanälen zu, in denen der Film zeitlich gestaffelt ausgewertet wird. Vergleichbar
ist dies mit Tendenzen auf dem Buchmarkt, ein Buch zunächst als teures Hardcover zu
starten, um nach einiger Zeit das günstige Taschenbuch »nachzuschieben«. Die Analyse
des Videomarktes wurde schwerpunktmäßig für die Bundesrepublik vorgenommen. Hier
werden amerikanische Vermarktungs-Strategien aufgegriffen, die deshalb separat
vorgestellt werden mußten.
Schließlich werden die Auswirkungen auf die Rezeption behandelt, wobei zum einen die
Entwicklung zu einer visuellen Kultur und der mit ihr verbundene Wirklichkeitsverlust im
Mittelpunkt stehen, zum anderen die neue Ästhetik mit ihren Folgen für die
Wahrnehmung.
Der Spielfilm auf Video ist jedoch nur ein Aspekt der sich vielfältig ändernden
audiovisuellen Kultur, die ständig neue Formen entwickelt (z.B. Musikvideo, Kunstvideo,
Computerspiele, Zipping, Zapping), zwischen denen Interdependenzen bestehen. Aber
der Spielfilm auf Video und die Elektronisierung der Filmproduktion offenbaren am
deutlichsten die Chancen und Schwierigkeiten bei der Durchsetzung von Video. Ob es
wirklich ein revolutionäres und revolutionierendes, neues Medium ist, muß sich zeigen.
»Die sprunghafte Entwicklung dieser Technologien wird oft, unangemessen vereinfachend, als
Kommunikationsrevolution bezeichnet. Die Entwicklung, die wir heute auf dem Gebiet der
Kommunikation beobachten, hat aber mit Sicherheit nichts mit einer Revolution zu tun, die
einen plötzlichen politischen und/oder wirtschaftlichen Wechsel bringt, sie ist vielmehr
Konsolidierung und Ausdehnung der bestehenden wirtschaftlichen und politischen
Machtsysteme, die die Massenkommunikation kontrollieren« (THOMAS H. GUBACK in: Media
Perspektiven. 3/1981: S. 174).
Dem Buch liegt eine Dissertation zugrunde, die im Frühjahr 1989 mit dem Titel »Das
>neue< Medium Video: Seine Auswirkungen auf die Spielfilmproduktion, -Distribution und
-Rezeption, insbesondere auf Fernsehen und Kino« am Fachbereich
Gesellschaftswissenschaften und Philosophie der Philipps-Universität Marburg
angenommen wurde. Ermöglicht wurde die Arbeit durch ein Promotionsstipendium der
Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn; die Forschungen in den USA unterstützte die
Pressestiftung Tagesspiegel, Berlin, mit einem Arbeits- und Reisestipendlum. Wichtige
Hintergrundinformationen gaben mehr als einhundert Gesprächspartner, die mir ebenso
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