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Analyse der wechselseitigen Bedingungen und Verschränkungen von Film, Fernsehen
und Video sollte sich nicht auf Einzelaspekte beschränken; vielmehr müssen Analysen
versuchen, einen Gesamtzusammenhang darzustellen. Zielinski schlägt dafür den Begriff
der Audiovision vor (ZIELINSKI 1989).
Als Modell für ein solches Vorgehen bietet sich Raymond Williams' Analyse des
Fernsehens an (WILLIAMS 1975). Als einer der ersten Wissenschaftler versuchte
Williams, eine Beziehung zwischen Fernsehen als Technik und seiner gesellschaftlichen
Relevanz herauszuarbeiten. Er ging davon aus, daß zwar kaum jemand die wichtige
Funktion des Fernsehens in der heutigen Gesellschaft bezweifle, daß aber oft davon
ausgegangen werde, Fernsehen sei plötzlich und »aus heiterem Himmel« entdeckt
worden. Dabei unterscheidet Williams zwei Erklärungsmuster. Zum einen den
technischen Determinismus: hier werden neue Techniken entdeckt und bilden dann die
Bedingungen für sozialen Wandel und Fortschritt. Dieser wird zu einer Geschichte von
einzelnen Erfindungen, »die die neue Welt schaffen«. Zum anderen eine weniger
deterministische Erklärung, die Williams die symptomatische nennt: hier tritt eine neue
Technik dann in Erscheinung, wenn ein sozialer Wandel stattfindet, d.h. Technik wird zum
Symptom der Veränderung. Allerdings hält er den Streit zwischen diesen beiden
Positionen im Grunde für ein Scheingefecht, da bei beiden die Technik von der
Gesellschaft isoliert werde:
»In technological determinism, research and development have been assumed as
selfgenerating. The new technologies are invented as it were an independent sphere, and then
create new societies or new human conditions. The view of symptomatic technology, similarly,
assumes that research and development are self-generating, but in a more marginal way. What
is discovered in the margin is then taken up and used« (WiLLIAMS 1975: S. 13f.).
Williams fordert stattdessen, technische Erfindungen in einen gesellschaftlichen
Zusammenhang zu stellen und sie nicht zu isolieren. Exemplarisch führt er dies in bezug
auf das Fernsehen aus. Seine Vorgehensweise ist insofern zu erweitern, als es hier gilt,
bei der »Erfindung« von Film und Kino zu beginnen und sie über das Fernsehen hinaus
auf das »neue Medium« Video auszudehnen. In dieser größeren Vergleichsperspektive
lassen sich erstaunliche Parallelen bei der Einführung und Durchsetzung audiovisueller
Medien feststellen.
»Kurz gesagt: die Herausforderung, die von den neuen Medien ausgeht, die ökologische Gefahr
für die Strukturen des Bewußtseins, fordern nichts Geringeres als den Rückgang auf die
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