1 Einleitung
Daten liegen zunehmend in digitaler Form vor bzw. werden nur noch digital
produziert. Dies hat zur Folge, dass Gedächtnisorganisationen wie Bibliothe-
ken, Archive und Museen sowie auch die Industrie bezogen auf die Möglich-
keit der dauerhaften Verfügbarkeit dieser Daten vor neuen Herausforderun-
gen stehen: Sie müssen Strategien und Geschäftsmodelle entwickeln, um den
mit dieser neuen Situation verbundenen Anforderungen gerecht zu werden.
Der Begriff Langzeitarchivierung wird in der vorliegenden Arbeit im Sinne
des Open Archival Information Systems (OAIS) Reference Model (ISO
14721:2003) (CCSDS Secretariat 2002) für eine gesicherte, langfristige Ar-
chivierung und Bereitstellung interpretierbarer und zitierfähiger Daten ver-
wendet: „The act of maintaining information, in a correct and Independently
Understandable form, over the Long Term.“ (CCSDS Secretariat 2002, S. 1-6)
Dabei versteht man unter ‚Long Term‘ in diesem Kontext "A period of time
long enough for there to be concern about the impacts of changing technolo-
gies, including support for new media and data formats, and of a changing
user community, on the information being held in a repository. This period
extends into the indefinite future." (CCSDS Secretariat 2002, S. 1-6) Die im
Rahmen der Langzeitarchivierung entwickelten Strategien müssen somit auf
unbestimmte Zeit jede technische und kulturelle Veränderung berücksichti-
gen, denen digitale Objekte unterworfen sein können.
Digitale Langzeitarchivierung ist dabei mehr als nur die Aufbewahrung des
digitalen Objektes und seines Inhalts: Immer muss darauf geachtet werden,
dass auch die relevanten Eigenschaften (Significant Properties) erhalten
werden. Selbstverständlich stellt auch die Vertrauenswürdigkeit und Bestän-
digkeit des digitalen Archivs einen bedeutenden Aspekt von Langzeitarchi-
vierung dar.
Digitale Objekte lassen sich nach Thibodeau (Thibodeau 2002, S. 6 ff.) in drei
verschiedene Ebenen einteilen. Es wird unterschieden zwischen dem physi-
schen Objekt, dem logischen Objekt und schließlich dem konzeptuellen Ob-
jekt. Als physisches Objekt werden die binären Zeichen auf einem Datenträ-
ger verstanden (Bits und Bytes). Die Erhaltung dieses Datenflusses ist
Grundvoraussetzung für spätere Erhaltungs-Strategien. Als logisches Objekt
wird die Folge und der Zusammenhang der einzelnen Bits gesehen, welche
aus dem digitalen Objekt ein Datei-Format erkennen lassen. Das konzeptuelle
Objekt beinhaltet die gesamte Funktionalität, die dem Benutzer durch die
Verwendung der passenden Hard- und Software zur Verfügung steht. Lang-
zeitarchivierung schließt alle drei Ebenen ein.